Bizarre
16.03.2025 - 18 Uhr: Bizarre
16.03.2025 - 19 Uhr: Bizarre
Analysen des GEGENSTANDPUNKTs und anderer gesellschaftskritischer Akteure zu politischen und gesellschaftlichen Themen
Sendende(r): Louise Salome
Mailkontakt: sie1871 [at] yahoo.de

Sendezeiten
Live:
3. Sonntag 18 Uhr
Wiederholungen:
4. Dienstag 9 Uhr (nur im Internet)
4. Donnerstag 12 Uhr
Sendungen
Sonntag, 18.07.2021

Am 18. März 1871, vor 150 Jahren, revoltierten die Pariser Bevölkerung und die Nationalgarde gegen den Plan der bürgerlichen Behörden, ihnen ihre Waffen und Kanonen wegzunehmen. Eine Reaktion, die den Beginn der Pariser Kommune einläutete. Dieser Beitrag stellt ein Blick zurück auf die ersten Erfahrungen mit der Arbeiterdemokratie und ihre Lehren dar. Die Pariser Kommune eröffnete die historische Ära der proletarischen und sozialistischen Revolutionen.
Die Revolution von 1848 begann im Februar im Namen der sozialen Republik, bevor die Bourgeoisie in den Junitagen auf das Pariser Proletariat schoss und endete 1851 mit der Errichtung des Kaiserreichs. Dieses Debakel führte Marx dazu, die Notwendigkeit der Machtübernahme durch das Proletariat zu analysieren. In 'Der Bürgerkrieg in Frankreich' fasste er zusammen, dass «die Arbeiterklasse … nicht die fertige Staatsmaschinerie einfach in Besitz nehmen und diese für ihre eignen Zwecke in Bewegung setzen [kann].», denn das war zunächst genau das, was die Kommunarden zu erreichen beabsichtigten.
Das behauptete auch Engels zwanzig Jahre nach den Ereignissen, als er sein Vorwort zu Marx‘ Buch 1891 mit den Worten schloss: «Der deutsche Philister ist neuerdings wieder in heilsamen Schrecken geraten bei dem Wort: Diktatur des Proletariats. Nun gut, ihr Herren, wollt ihr wissen, wie diese Diktatur aussieht? Seht euch die Pariser Kommune an. Das war die Diktatur des Proletariats».
Karl Marx in 'Der Bürgerkrieg in Frankreich': „Paris, der Mittelpunkt und Sitz der alten Regierungsmacht und gleichzeitig der gesellschaftliche Schwerpunkt der französischen Arbeiterklasse, Paris hatte sich in Waffen erhoben gegen den Versuch des Thiers und seiner Krautjunker, diese ihnen vom Kaisertum überkommne alte Regierungsmacht wiederherzustellen und zu verewigen. Paris konnte nur Widerstand leisten, weil es infolge der (deutschen) Belagerung die Armee losgeworden war, an deren Stelle es eine hauptsächlich aus Arbeitern bestehende Nationalgarde gesetzt hatte. Diese Tatsache galt es jetzt in eine bleibende Einrichtung zu verwandeln.
Das erste Dekret der Kommune war daher die Unterdrückung des stehenden Heeres und seine Ersetzung durch das bewaffnete Volk.
Die Kommune bildete sich aus den durch allgemeines Stimmrecht in den verschiedenen Bezirken von Paris gewählten Stadträten. Sie waren verantwortlich und jederzeit absetzbar. Ihre Mehrzahl bestand selbstredend aus Arbeitern oder anerkannten Vertretern der Arbeiterklasse. Die Kommune sollte nicht eine parlamentarische, sondern eine arbeitende Körperschaft sein, vollziehend und gesetzgebend zu gleicher Zeit. Die Polizei, bisher das Werkzeug der Staatsregierung, wurde sofort aller ihrer politischen Eigenschaften entkleidet und in das verantwortliche und jederzeit absetzbare Werkzeug der Kommune verwandelt. Ebenso die Beamten aller andern Verwaltungszweige. Von den Mitgliedern der Kommune an abwärts, musste der öffentliche Dienst für Arbeiterlohn besorgt werden.
Die erworbenen Anrechte und die Repräsentationsgelder der hohen Staatswürdenträger verschwanden mit diesen Würdenträgern selbst. Die öffentlichen Ämter hörten auf, das Privateigentum der Handlanger der Zentralregierung zu sein. Nicht nur die städtische Verwaltung, sondern auch die ganze, bisher durch den Staat ausgeübte Initiative wurde in die Hände der Kommune gelegt.“
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