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Drum&Bass! Neuvorstellungen und Partydates des nichtkommerziellen Bereichs der elektronischen Musik im Mix!

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Bizarre

Analysen des GEGENSTANDPUNKTs zu politischen und gesellschaftlichen Themen

Sendende(r): Louise Salome

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Sendungen

Sonntag, 19.11.2023


Das aktuelle Stichwort: Antisemitismus
 
In der Debatte um Krieg und Terror werden auch die pro-Palästina-Demonstranten gern unter dem Stichwort „Antisemitismus“ besprochen – damit soll also jede Kritik an Israel diskreditiert sein, durch die Gleichsetzung mit dem Völkermord an den Juden im Dritten Reich. Halbwegs geduldete bis achtbare Unterscheidungen, zwischen einer Kritik am Staat Israel oder am Zionismus, als irgendwie noch verständlicher Einwand gegen Landnahme und Vertreibung, im Unterschied zu rassistischen Anwürfen gegen „die Juden“ – die haben sich erledigt. Nun gut, dann also zum Antisemitismus und seiner Verwendung.
 
[Dass mit der freizügigen Verwendung das gute, alte, ehrwürdige Dogma von der „Einzigartigkeit“ der Hitlerei irgendwie in Aufweichung oder Auflösung begriffen ist, scheint niemanden zu tangieren. Oder hat sich das durch die gewohnheitsmäßige Vergleicherei des jeweils aktuellen Schurken der westlichen Welt mit Hitler ohnehin schon erledigt?! Saddam Hussein, Milosevic, Putin etc. – alles Hitler? Ziemlich regelmäßig unterwegs, fast schon gewöhnlich, „das Böse“.]
 
Thesen zum „Antisemitismus“
 
Versuch einer Definition: Antisemitismus ist erst mal eine Konstruktion dergestalt, dass da ein Bild des Juden, der Juden, des Judentums … gezeichnet wird, und zwar so, dass aus diesem Bild das „Anti“, also die Gegnerschaft zum Juden, zu den Juden, zum Judentum geradezu zwingend hervorgeht. Wie ersichtlich, geht es von vornherein um ein völkisch bestimmtes, homogenes Kollektiv in dem Sinn, dass darin alle Individuen aufgehoben sein sollen, womit sie eindeutig festgelegt sind. Alle individuell unterschiedlichen Interessen, Bedürfnisse, Lebenslagen, Einstellungen, Geisteshaltungen etc. der betroffenen Leute mögen vorhanden sein oder auch nicht, sie sind jedenfalls irrelevant, denn der Mensch, der unter so ein Kollektiv subsumiert wird, der ist in diesem Bild durch seine Zugehörigkeit determiniert, und zwar dahingehend, dass ihm dieses sein Judentum zwangsläufig das Höchste auf der Welt ist und er gar nicht anders kann, als es auszuleben und ihm dienen zu wollen: Als Volk zu funktionieren. Deswegen ist also alles dasselbe: Der Jude, die Juden, das Judentum als völkische Eigenart, und mittlerweile der Staat Israel.
 
Der Vollständigkeit halber: Dieses verbreitete Bild von Völkern als national definierten Kollektiven, bestehend aus lauter durch die Nationalität bestimmten Individuen, auf dem der Antisemitismus aufbaut – das ist heutzutage ziemlich normal. So sollen sie sein, die Völker.Warum kommt es nun zur Konstruktion eines solchen Bildes von dem oder den „Juden“, aus dem das „anti“ naturwüchsig folgen soll? Vorweg: Das liegt an den Maßstäben, die an Juden angelegt werden.
 
Antisemitismus historisch:
Aus Liebe zu Deutschland, tödlich!
 
Diesbezüglich ist die Lektüre von Hitlers „Mein Kampf“ sehr instruktiv; und keine Sorge, das Buch besitzt keine magischen Kräfte, man wird durch die Lektüre nicht zum Antisemiten, womöglich ohne es zu merken. Lehrreich ist das Buch, es informiert über das „pro“, aus dem die Konstruktion des „anti“ folgt. Wie immer im richtigen Leben waren Hitler und seine Anhänger gegen „das Judentum“, weil sie für etwas anderes eingetreten sind. Wofür waren sie denn nun? Wir ahnen es bereits, oder auch nicht, es ging um DEUTSCHLAND! Inwiefern denn nun ausgerechnet „die Juden“ – genauer: die vom Dritten Reich als Juden identifizierten Leute, völlig gleichgültig dagegen, ob die sich als Juden verstanden hatten –, inwiefern ausgerechnet die also als ein feindliches Volk an der diagnostizierten desolaten Lage Deutschlands schuld gewesen sein sollen, nun, das ließe – Konjunktiv! – das ließe sich dem nationalsozialistischen Programm schon entnehmen. Allerdings nur, wenn man es vernünftig studieren wollte. So ein Studium verträgt sich allerdings nicht mit der sog. Vergangenheitsbewältigung, mit dem Imperativ, jenes Programm begriffslos und ahnungslos zu verteufeln, um die demokratischen Nachfolgestaaten um so heller glänzen zu lassen! (Die von mir damit behaupte, durchaus machbare Erklärung, die steht auf einem anderen Blatt, sprengt jedenfalls diesen Rahmen.) Wie so oft, erschlägt auch hier die Pflicht zur Verurteilung die Analyse, die Erklärung dessen, was verurteilt werden muss. Was jede oberflächliche Durchsicht des NS-Programms ergibt: „Die Juden“ sind dem damaligen deutschen Nationalismus – dem Programm „to make Deutschland great again“ –, zum Opfer gefallen.
 
Diese Trivialität ist verpönt. Dem braven deutschen Volk, das nach der Niederlage 1945 genau so gehorcht hat wie vorher, ist das durch seine „Umerziehung“ ausgetrieben worden – übrigens nicht zu verwechseln mit, sagen wir mal, Umerziehungen in China. Jedes „Verstehen=Verständnis“ für den Deutschnationalismus der Nazis war jedenfalls untersagt, was weniger wegen der Umerziehung und mehr wegen der krachenden Niederlage durchaus Verständnis fand. Deutscher Nationalismus war durchaus wieder zugelassen, aber nur in Unterordnung unter den Auftrag der USA, als anti-sowjetischer Frontstaat. Anti-Antisemitismus war von oben verordnet. Das brave deutsche Volk und vor allem seine Bildungseinrichtungen haben dieses neue geistige Lage der Nation bravourös bewältigt, durch die Exkommunikation von „Auschwitz“. Der Völkermord wurde ausgegrenzt, aus der deutschen Geschichte – „Betriebsunfall“ –, aus der deutschen Zivilisation – „Zivilisationsbruch“ –, und überhaupt aus allem und jedem, was ein Bürger kennt und schätzt: Deutschland, Staat, Nation, Gewaltmonopol, Wir-Gefühl, Militär, Krieg, Politik – mit all dem darf der Völkermord an den Juden nichts zu tun haben, und dieser Freispruch von Staat und Politik wird mit der schönen Vokabel „einzigartig“ zusammengefasst. Diese Gewalt war sinnlos, grundlos, zwecklos, daher unbegreiflich, unerklärlich, unfassbar, unergründlich usw. Das ist die Entpolitisierung von Auschwitz und Antisemitismus als das grundlos Böse. Habe das mal als eine andere Variante der Auschwitz-Lüge charakterisiert. Während die primitive, geächtete Variante der Auschwitz-Lüge die Gaskammern leugnet, um die Botschaft „So sind wir nicht!“ zu transportieren, kriegt die elaborierte, geachtete Variante dasselbe Ergebnis hin, durch die Entrückung von Auschwitz in ein jenseitiges Reich des Bösen, jedenfalls ganz weit weg von „uns“, damit: „So sind wir nicht!“ Sagt der neudeutsche Nationalismus. Eine aktuelle Fassung von „So sind wir nicht!“ besteht übrigens in der Behauptung, gegenwärtiger Antisemitismus sei „importiert“.
 
[Dieses Bild vom grundlosen und daher auch unerklärlichen „Antisemitismus“ schafft dann wieder ganz eigene Probleme: Wenn man nichts genaues nicht wissen kann, wie sollte man denn „den Anfängen wehren“, sofern man das überhaupt vorhat? Und wie entkommt man der Nähe zu Verschwörungstheorien? Nach dem Motto: „Auschwitz“ – da steckt sicher irgendwas oder irgendwer dahinter; dass es tautologisch der „Antisemit“ ist, das steht fest, aber über den kann man eben nichts ermitteln, abgesehen davon, dass er was gegen Juden hat, weil er judenfeindlich eingestellt ist. Oder man verlegt dieses selbstkomponierte Rätsel in die „antisemitische“ Psyche, das Unergründliche haust dann in irgendwelchen unergründlichen Schichten des Unterbewusstseins: Entpolitisierung geglückt!]


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Nusrat Fateh Ali Khan Soufi Soul 1990 - 1997


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